Petro kocht auf dem alten Holzherd typischen Albanischen Kaffee (Türkischen Kaffee). Tief schwarz, sämig, leicht gesüßt und extrem heiß. Beim Versuch einen ersten Schluck zu nehmen, verbrennen wir uns alle an der kleine Goldrandtasse mit Blumendekor die Unterlippe. Zur Kühlung und Vervollständigung des Albanischen Frühstücks schenkt uns Petro auf Geheiß seines Vaters ein Glas Raki ein. Ablehnen zwecklos.
Seine Mutter bedeutet uns, dass sie dank diesem Morgenritual gesund und munter ist. Wir glauben Ihr und legen den Plan ad Acta die Südrampe von Theth nach Shkodra hinunter zu versuchen. Stattdessen nippen wir wie befohlen am Raki, unter dem in Albanien meist der Traubenschnaps Raki rrushi mit einem Alkoholgehalt von 70 bis 80 Volumenprozent verstanden wird.
Albanische Gastfreundschaft
Neben Petros Eltern und uns ist auch seine Schwägerin und Nichte am Tisch. Antonia kennt keine Scheu. Besonders Petros Nichte hat es Ihr angetan, sie will mit ihr Spielen, will sie mit in den Garten nehmen. Doch Angela ist einfach zu klein und bleibt auf Mamas Schoss. So stromert sie alleine durch den Garten.
Wir würden es ihr am Liebsten gleich tun. Doch wir halten uns zurück. Auch wenn es anscheinend völlig normal für Petros Familie ist Fremde zum Frühstück einzuladen und die Tätigkeit zu unterbrechen, woran sie gerade waren, ist uns gleichzeitig bewusst wie besonders es ist, völlig Fremde einfach so nach Hause einzuladen. Man stelle sich das nur mal andersherum in Deutschland vor. Irgendwie undenkbar, oder?
Einladung zum Albanischen Frühstück
Noch undenkbarer ist die Art und Weise wie es zu der Einladung gekommen ist. Am Vortag haben wir Lucas und Jenni auf dem Camping Platz am Shkodra See auf der Albanischen Seite kennengelernt. Gemeinsam beschlossen wir die Tour hoch in das Gebirgsdorf Thethi/Theth zu fahren. Eine wunderschöne schmale Schotterstraße (SH21) mit genügend Auswaschungen und Gegenverkehr liegt am Abend hinter uns als wir unser Nachtlager am Flussufer des Lumi et Thethit aufschlagen. Das Lagerfeuer, das Flussrauschen und die tolle Landschaft sorgen für Entspannung in unseren durchgeschüttelten Knochen. Herrlich. Wäre da nicht der Regen, der uns ins Zelt treibt.
Mit den letzten Regentropfen hören wir wie sich ein Auto nähert. Es ist Petro. Er wohnt in direkter Nachbarschaft zu unserem Nachtlager, sah das Lagerfeuer und fragt uns, ob er uns Gesellschaft leisten darf. In einfachem Englisch beginnt die Unterhaltung. Wir verstehen uns prima und es gibt viel zu lachen. Mit dem letzten Stück Holz lädt uns Petro herzlich zum Frühstück zu sich nach Hause ein, als Dankeschön für die willkommene Abwechslung und Unterhaltung. Wir sind uns einig. Ausschlagen können wir diese Einladung nicht.
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