Mit dem Dachzelt reisen

Dachzelt, das unbekannte Schlafvergnügen

Von unseren Motorradreisen sind wir das Schlafen im Bodenzelt gewöhnt. Doch bei unseren  Reiseüberlegungen zogen wir auch in Erwägung, nicht immer auf die perfekten Bodenverhältnisse zu stoßen. Steinige Untergründe, unebene Schlafflächen oder tierische Besucher wollten wir von unserem Zelt weitestgehend fernhalten.

Unsere Entscheidung für ein Dachzelt haben wir während der Reise und auch im Nachhinein nicht bereut. Übernachtungen im Bachbett, auf gekiesten Flächen oder freilaufende Hunde, eine Rotte Wildschweine und andere Tierherden (Ziegen, Schafe, Kühe und Kamele), die im Morgengrauen an uns vorbeizogen, zeigten uns immer wieder wie richtig die Wahl des Dachzelts war. Doch es gab auch Momente mit denen wir als Dachzeltnomaden niemals gerechnet hätten.

Der Ablauf bei Ankunft war irgendwann automatisiert: Ankommen, besten Platz aussuchen, mit Hilfe der Waage das Auto ausrichten, eventuell einen Stein unterlegen, Feuerholz suchen, Dachzelt aufbauen, Essen warm machen und die neue Umgebung kennenlernen. Egal welche Tiere umherstromerten, nach einem langen Tag zogen wir uns getrost ins Dachzelt zurück und konnten sicher sein, dass wir keine unliebsamen Besuch bekommen würden. Oder auch nicht!

Was, Ihr schlaft darin?

Wir mussten lernen, dass selbst bei aufgeklapptem Dachzelt nicht jedem klar war, dass wir darin schliefen. So erlebten wir in manchen Parks im Iran oder den Vereinigten Arabischen Emiraten, dass sich Einheimische direkt unter unserem aufgeklappten Zelt zu einem Schwätzchen trafen und sich ganz lässig an unsere Leiter abstützten. Wohlgemerkt, während wir bereits mit Antonia im Dachzelt schliefen oder es zumindest versuchten.

Das lautstarke Geplapper unter uns, konnten wir oft ausblenden. Antonia schlief eh wie ein Stein. Doch das Schaukeln und Wippen des Autos, ausgelöst durch das Anlehnen an unsere Leiter, zwang uns den spontanen Zusammenkünften ein Ende zu bereiten. Machten wir uns dann von oben vorsichtig bemerkbar oder kamen gar verschlafen die Leiter herunter, war die Überraschung groß. Einem Wortschwall der Verwunderung, folgte entweder die Bitte nach einem gemeinsamen Foto oder die Frage, ob man mal nach oben schauen könnte. Leider hat sich der eine oder andere auch so sehr erschrocken, dass er fluchtartig vor uns davon lief.

Nachteile des Dachzelts liegen auf der Hand

Wo es Vorteile gibt, gibt es natürlich auch Nachteile. Einige davon, waren uns vor Reisebeginn bereits bewusst und haben wir in Kauf genommen. Andere Nachteile lernten wir erst in der Benutzung kennen.

Klar ist, wenn das Dachzelt aufgebaut ist, fährt man nicht schnell zum Einkaufen oder Wasser holen. Deshalb haben wir manchen Basar Besuch verschoben und manche Sightseeing Tour gecancelt. Der Aufwand alle Schlafsachen zu verstauen, war es uns in dem Moment nicht wert. Hatten wir beim Zusammenpacken eine der Schlaufen nicht fest verschlossen, mussten wir unsere Fahrt unterbrechen. Denn das Flattern und Klopfen des Bandes am Auto, machte uns während der Fahrt irre.

Natürlich kommt es auf die Bauart des Dachzeltes an. Dachzelte mit Hardtop sind schneller eingeklappt als die Zelte mit weicher Abdeckplane. Für beide Dachzelttypen gilt jedoch dasselbe. Hat man erst Mal aufgebaut, fährt man nicht gleich weiter.

Die Abhängigkeit von Wind und Wetter spürten wir im Dachzelt deutlicher, als es uns vom Zelten am Boden bewusst war. Wir hatten damit gerechnet, dass wir auf unserer Reiseroute ab Mitte April immer recht milde und warme Temperaturen haben würden. Ein Blick auf die Diagramme der Nachttemperaturen in diesen Monaten, hätte uns unseren Denkfehler offenbart. Denn ab Ende Oktober waren wir in Armenien und dem Iran unterwegs. Teile dieser Länder liegen auf über 2000m und bescherten uns einstellige Nachttemperaturen, teilweise lag Schnee und beim Fahren hatten wir mit Eisglätte zu kämpfen. So mussten wir auf Apartments und Hotels ausweichen, denn zum Zelten war es einfach zu kalt.

In den Anfangs Monaten unserer Reise, also zwischen April und Oktober waren wir durch den Balkan unterwegs. Zelten war überall möglich. Ein schönes Plätzchen fanden wir immer. Doch die Sommergewitter hatten es in sich. Hagel, Starkregen und Sturm bescherten uns einige schlaflose Nächte. Die Zeltwände flattert im Wind, Windböen schaukelten uns kräftig durch und bei Hagel sorgten wir uns um die Haltbarkeit des Zeltstoffes an sich. Doch immerhin konnten wir uns bei ungemütlichen Wetterlagen in Wälder zurückziehen oder hinter kleinen Gebäuden verstecken und deren Windschatten nutzen.

An der Küste des Omans oder in der Iranisch und Omanischen Wüste gab es nichts an das wir uns „anschmiegen“ konnten. Zu unserem Leitwesen mussten wir den einen oder anderen atemberaubenden Übernachtungsplatz auslassen und entweder weiter im Landesinneren campen oder ein Hotelzimmer mieten.

Trotz all der Nachteile lieben wir es im Dachzelt zu schlafen. Die magischen Sonnenaufgänge, die wir fest eingekuschelt in unsere Schlafsäcke erlebten und die wundervollen Ausblicke möchten wir in unseren Erinnerungen nicht missen.

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